Entspricht die Bezeichnung „Muttersprache“ der europäischen bzw. der globalen Realität? Welche Muttersprache haben Kinder, die in eine Familie unterschiedlicher Nationalitäten hineingeboren werden? Oder Menschen, die zwar in einem Land zur Welt kommen, aber in einem anderen Staat aufwachsen? Was ist mit denjenigen, deren Biografien das kulturelle Erbe vieler Länder aufweisen?

Beinhaltet der Terminus „Muttersprache“ nicht gleichzeitig eine Herabstufung der anderen aufgenommenen Sprachen zu „Fremdsprachen“? Und bedeutet diese Kategorisierung nicht zugleich eine Herabwürdigung der bereits durchlebten Kulturen und Traditionen?

Die unter Linguisten häufig verwendete Bezeichnung „Trägersprache“ ist dagegen nicht an eine Nationalität bzw. Staatsangehörigkeit gebunden und steht einfach für diejenige Sprache, die am besten beherrscht wird. Dieser Begriff ist gänzlich frei von diskriminierenden Konnotationen, spiegelt sowohl die fundamentale Errungenschaft der Europäischen Union – die Freizügigkeit – als auch die Realität der globalen Welt wider.